Warum Erzieher sein eine Berufung ist – RTL begleitet die Spatzen im „Knirpsenland“

Erst drei Tage zuvor war bereits ein TV-Team des Senders RTL zu Gast in der Integrativen Kindertagesstätte „Knirpsenland“. Am Donnerstag, dem 28.03.2019 wurde die AWO Einrichtung in Rudolstadt erneut von einem Kamerateam besucht, diesmal zum Thema Fachkräfte – Erzieher. Die Spatzengruppe mit Kindern gemischten Alters sollte mit der Kamera begleitet werden. Als dem RTL-Team 8:00 Uhr beim Antreffen gesagt wurde, dass in dieser Gruppe heute ein Topmodel-Tag stattfindet, wurde leicht geschmunzelt. „Der Tag ließ sich nicht verschieben, die Kinder haben diesen selbst vorbereitet und freuen sich schon seit einer Woche darauf“, so Einrichtungsleiterin Gabriele Matiss. Also folgte die Kamera den Spatzen einen ganzen Vormittag.

 

Nachdem noch einige Kinder gefrühstückt hatten, durften sich alle besonders schick anziehen. Tolle Kleider, coole Hosen, farbiges Haarspray, Lippenstift und Sonnenbrillen machten aus den kleinen Spatzen richtige Laufstegmodels und der Walk konnte beginnen. Weiter wurde getanzt und gesungen, „Die 3 kleinen Schweinchen“ vorgelesen und eine Stunde an der frischen Luft verbracht, bevor die Bäuche nach Mittagessen knurrten. Die Kamera erschien für die Kinder fast unsichtbar, hingegen gaben die Erzieherinnen zu, doch etwas aufgeregt zu sein.

 

Das Knirpsenland besuchen derzeit 202 Kinder aus 13 Nationen, die in 9 Gruppen, davon 2 im Krippenalter betreut werden. Der gesetzliche Personalschlüssel ist erreicht, über 39 Erzieher kann die Einrichtung verfügen, wobei diese auf Teilzeit und kapazitätsorientiert eingestellt sind. Dies hat zum Hintergrund, dass die Verantwortung auf viele Köpfe verteilt werden kann, bei einem Ausfall nicht 40 Stunden vertreten werden müssen und im Bedarfsfall die Arbeitsstunden der Erzieher noch hochgestuft werden können. „In unserer Einrichtung macht es den Anschein, der Personalschlüssel sei sogar höher, dies liegt jedoch daran, dass für die Kinder mit integrativem Hintergrund eine Heilpädagogische Fachkraft pro Gruppe hinzukommt“, betont Gabriele Matiss vor der Kamera. Die Probleme liegen in der unvorhersehbaren Praxis, z.B. wenn Personal krank wird, wenn ein Kind in die Hose gemacht hat und daher zeitweise nur ein Erzieher in der Gruppe ist. Für den Tagesablauf bedeutet es dann, ein Topmodel-Tag könnte so nicht stattfinden, weil der einzelne Erzieher dann nur mit dem Aufpassen und der Abwicklung des normalen Tagesablaufes beschäftigt ist. Auch als Problem sieht die Einrichtungsleiterin, dass der Beruf des Erziehers für junge Menschen an Attraktivität verloren hat. Der Weg zum Erzieher sei weit, 2 Jahre Ausbildung zum Sozialassistenten, weitere 3 Jahre Ausbildung zum Erzieher. Da dies eine schulische Ausbildung ist, gibt es kein Gehalt. Der Auszubildende kann je nach dem Einkommen der Eltern lediglich Bafög beantragen. Zudem sind die Ansprüche gestiegen, denn Erzieher werden bedeutet nicht nur mit Kindern spielen. Frau Matiss klärt das TV-Team hier auf und sagt: „Kindergärten haben einen Bildungsauftrag, ein Erzieher muss jedes der Kinder kennen, muss dessen Bedürfnisse und den sozialen Hintergrund kennen, nach Qualitätsstandards handeln, alles dokumentieren, wird ständig mit neuen Gesetzen konfrontiert und geht in Teamarbeit mit den Eltern.“

 

Um für ihren Job zu werben und jungen Menschen einen Anreiz zu geben, erinnert sich Gabriele Matiss zurück und verrät warum sie Erzieherin werden wollte: „Ich hatte und habe noch immer täglich Lust auf Kinder, möchte diese in einer wichtigen Lebensetappe begleiten und gut auf die Schule vorbereiten. Ich fühle mich für meine Tätigkeit berufen und bin mit Herzblut dabei.“

 

Der Beitrag des RTL-Fernsehteams wird in der Sendung Punkt 12 ausgestrahlt, der Sendetermin ist jedoch noch nicht bekannt.