„Ich will Profi werden!“



von links: Fabio Ferko, John Kallenbach, Hans-Heinrich Tshoepke, Sebastian Koch

Als Minderjähriger ist er aus seinem Heimatland Albanien geflüchtet, im Sommer dieses Jahres ist er 18 Jahre geworden, heute steckt er mitten im 1. Lehrjahr seiner Ausbildung zum Industriekaufmann – und er darf sich Vizeweltmeister nennen – Fabio Ferko.

 

Fabio ist ein junger Mann, der derzeit eine Trainingswohngruppe der Stationären Jugendhilfeeinrichtung „BR-AWO-Land“ der AWO Soziale Dienste Rudolstadt gGmbH besucht und an der Invictus Kick & Thaiboxschule trainiert. Inhaber der Schule, John Kallenbach, und Trainer, Sebastian Koch, erinnern sich mit Schmunzeln an das erste Aufeinandertreffen mit Fabio. Der junge Mann kam nur mit Rucksack und seinen Urkunden in die Schule, sagte mit Ehrgeiz und Interesse „Ich will Profi werden!“. Kallenbach und Koch erkannten schnell die sportliche Begabung und den Willen, die in Fabio stecken aber waren sich auch bewusst, dass er mit den zahlreichen Einflüssen im kulturfremden Land konfrontiert werden muss.

 

In der Invictus-Schule wird Kennenlernen ohne Vorurteile und das Zollen gegenseitigen Respektes groß geschrieben. Fabio erhielt hier für seine Teilhabe am gesellschaftlichen Leben eine weitere Unterstützung. Unter den Kadetten ist er ins Training gestartet, konnte sich bei der Deutschen Meisterschaft in Leinefelde und der Internationalen Deutschen Meisterschaft in Simmern so viele Punkte erkämpfen, dass er sich als Ranglistenerster für die Weltmeisterschaft der World Kickboxing Union WKU qualifizierte. Im Team ging es nach Athen, wo Fabio durch Können und Kampfgeist das Finale erreichte und in der Gewichtsklasse -65 kg den Vizeweltmeister-Gürtel ergatterte. Ob die Freude über diesen Titel überwiegt oder die Enttäuschung über die knapp verpassten Weltmeister-Titel doch größer ist? Jetzt erst Recht, mit Vollgas ins neue Jahr – aus Niederlagen lernt man, denn Höhen und Tiefen müssen einen jeden Werdegang begleiten, so die Meinung der Trainer, die sichtlich stolz auf ihren Schützling sind. Fabio teilt diese Ansicht, auch wenn er natürlich gern Weltmeister geworden wäre. Aber so bleibt er angenehm bescheiden und sein Ehrgeiz sei noch verstärkt.

 

Ebenso ist sein Ehrgeiz bei der angetretenen Ausbildung, die trotz sportlicher Erfolge als Grundstein für den weiteren Lebensweg Priorität hat, gefordert. Fabios Betreuer des Trainingswohnens und seine Trainer der Invictus-Schule sind sich einig. Die Perspektiven, die er sich durch eine Ausbildung erarbeitet, sind wichtiger Bestandteil für seine Entwicklung. Zudem ist sein Aufenthalt in Deutschland von dem Erlernen der neuen Kultur wie auch von einer gemeisterten Ausbildung abhängig. Bescheiden sagt der junge Mann, dies bekomme er ganz gut hin. Seine derzeitige Betreuerin, Lysann Staffel, ergänzt: Fabio sei sehr diszipliniert, steht 4:00 Uhr auf, um zu Laufen, besucht dann die Berufsschule in Jena oder seinen Ausbildungsbetrieb, im Anschluss hat er Kickboxtraining und das zeitige Schlafen, um Power für den nächsten Tag zu tanken, falle ihm leicht. Das Trainingswohnen gibt ihm hierfür einen guten Rahmen und Fabio konnte schnell lernen, dass Hilfe anzunehmen kein Zeichen von Schwäche ist, sondern Stärke, Willen und Mut zeigt.

 

Dass Fabio Ferko aufgrund seines rasanten Werdegangs eine Vorbildfunktion für junge Menschen in ähnlichen Situationen zugesprochen wird, beabsichtigte er nicht. Sichtlich zurückhaltend aber stolz nahm er die Einladung in die Geschäftsstelle der AWO Soziale Dienste Rudolstadt gGmbH wahr. Die Glückwünsche des Geschäftsführers, Herrn Tschoepke, zu Fabios Vizeweltmeister-Titel im Kickboxen ehrten ihn sehr und mit Bewunderung für seine außergewöhnliche Leistung werden die Daumen für sein ganz persönliches, sicher kommendes Highlight gedrückt. – ein Profi ist Fabio Ferko schon jetzt.

 

Anita Trautsch – Assistenz des Geschäftsführers AWO Soziale Dienste Rudolstadt gGmbH