Die Rudolstädter Marke Anker soll weiterleben



Ankersteine in unterschiedlichen Farben und Größen befinden sich in den Regalen in den Räumen in der Breitscheidstraße 148. Dort soll die über 135 Jahre alte Rudolstädter Ankerbaustein-Tradition fortgesetzt werden. Foto: Heike Enzian

Neustart unter dem Dach der AWO: Mit der Firma Ankerstein GmbH wird Rudolstädter Bausteintradition fortgesetzt.

 

Rudolstadt. Es ist ein Neustart im alten Domizil. Im Erdgeschoss der Villa in der Breitscheidstraße 148 in Rudolstadt, dort wo die Ankerbausteine schon einmal bis zum Umzug 2010 hergestellt wurden, duftet es wieder nach Kreide, Quarzsand und Leinöl. In langen Regalreihen liegen Steine in unterschiedlichen Farben und Größen. Dazwischen findet man die kleinen Mitbringsel, die Puzzles „Gernegroß“, „Herzrätsel“, „Zornbrecher“ und als jüngste Entwicklung die „Lutherrose“. Nebenan werden die Maschinen aufgebaut. Produziert wird noch nicht. Aber bald soll es wieder losgehen.

 

„Die Ankersteine sind ein extrem emotionales Produkt. Viele Leute verbinden ganz viele Erinnerungen damit“, sagt Hans-Heinrich Tschoepke. Der Rudolstädter AWO-Chef ist seit kurzem auch Geschäftsführer der Ankerstein GmbH. Mit neuem Namen und neuem Eigentümer soll die Rudolstädter Ankerbaustein-Tradition fortleben. Vier Mitarbeiter, teilweise in Teilzeit, sind hier derzeit beschäftigt. Raphaela Dietzel hält die Fäden zusammen.

 

Der vorherige Eigentümer, der Spielzeughersteller Gollnest und Kiesel, hatte Mitte Juni mitgeteilt, dass man sich von dem Geschäft mit den Ankerbausteinen trennt und es an die AWO Rudolstadt übergibt.

 

„Wir haben nicht die Vorgängerfirma übernommen. Was wir übernommen haben, ist die Marke Anker und das Know-how. Wir haben eine neue Firma gegründet, mit der wir jetzt einen Neuanfang starten“, so der AWO-Chef. Dazu gehört auch eine Neuausrichtung. „Eine große Rolle wird der pädagogische und therapeutische Ansatz spielen. Und die Verbindung zu Fröbel“, lässt er wissen. Dass die Steine in Kindergärten und Schulen eingesetzt werden, ist nicht neu. Jetzt sollen sie auch in Kliniken und Altenheimen Einzug halten. „Es ist nachgewiesen, dass die Beschäftigung mit Ankersteinen auch für Schlaganfallpatienten oder an Demenz Erkrankte sehr positive Auswirkungen hat“, so Tschoepke.

 

Und es gibt einen weiteren Kundenkreis, den er im Blick hat. Den will man zunehmend für die wertvollen Kästen begeistern. „Wir denken da auch an Männer 50 plus“. Gerade wurde ein großer Kasten mit mehr als 3600 Steinen für etwa 3500 Euro nach Amerika verkauft. „Die Ankerfreunde sind weltweit vernetzt. Da gibt es einen Markt“, weiß er. Es gibt Anfragen aus Frankreich, Korea und Japan, „dort wird Fröbelpädagogik ganz groß geschrieben“. Auch den Bezug zu Friedrich Adolf Richter, der die Marke Anker einst weltberühmt gemacht hat, will man wieder aufgreifen. „Spannend für uns ist zu schauen, wie Richter das gemacht hat. Mal ganz abgesehen davon, dass er ein Verkaufsgenie war, hat er immer Künstler und Designer mit am Tisch gehabt, die sich um den Verkauf seiner Produkte gekümmert haben“, sagt der AWO-Chef. Außerdem will man verstärkt mit Firmen kooperieren. „Das Produkt ist eine wunderbare Werbung für Rudolstadt“, verspricht man sich neue Abnehmer.

 

Die findet man am besten im direkten Kontakt. So wie am Stand beim Rudolstadt-Festival, „an dem wir sehr gut verkauft haben“, wie Raphaela Dietzel meint. Deshalb freut man sich auch über eine Einladung zum Kinderfest im Leipziger Zoo am 9. September, denn „da kommen Zehntausende Leute hin“. Nächster Termin für alle hiesigen Anker-Fans ist der Tag der offenen Tür am 23. September.

 

Quelle: OTZ - Heike Enzian / 04.08.17