AWO Rudolstadt erwirbt Ankersteine



Das Modell der Dresdner Frauenkirche gehört zu den wenigen neuen Anker-Steinbaukästen, die der Alt-Eigentümer Gollnest & Kiesel in den vergangenen Jahren auf den Markt gebracht hat. Foto: Norbert Block

Traditionsmarke kann so erhalten bleiben. Zuletzt noch vier Mitarbeiter

Rudolstadt. Die seit Jahren mit Verlusten agierende Ankersteinbaukasten GmbH ist verkauft worden. Neuer Eigentümer wird die AWO Soziale Dienste gGmbH Rudolstadt. Künftig firmiert die Traditionsmarke, deren Bestand damit bis auf Weiteres gesichert ist, unter Ankersteine GmbH. Damit gibt es eine neue Etappe in der wechselvollen Unternehmens-Geschichte.

 

Die Brüder Lilienthal hatten 1875 die Ankersteine entwickelt. Die Baukästen gelten als das erste Systemspielzeug der Welt. Milliarden von Steinen sind im Umlauf. 1963 ließ die DDR-Führung die Produktion einstellen. 1995 startet die Herstellung mit EU- und Landesmitteln erneut. Der wirtschaftliche Erfolg hält sich aber fortan in Grenzen. 2009 sichern Gerhard Gollnest und Fritz-Rüdiger Kiesel (Goki) durch Übernahme des Unternehmens die weitere Existenz der Anker-Steinbaukasten GmbH.

 

Ankersteine Modell Frauenkirche. Foto: Norbert Block

Ankersteine Modell Frauenkirche. Foto: Norbert Block

 

Dem größten norddeutschen Spielzeugunternehmen gelingt es trotz mehrerer Neuentwicklungen in den Folgejahren ebenso nicht, nachhaltig mit der Marke Anker einen breiten Kundenkreis zu erreichen und in die Gewinnzone zu kommen. Schon bei der Internationalen Spielwarenmesse inNürnberg zeichnete sich Anfang Februar an, dass Gollnest & Kiesel die Reißleine ziehen wollen. Die Eigentümer, die dieAnkersteine als „eines der nachhaltigsten und sinnvollsten Spielzeuge der Welt halten, wollten aber verhindern, dass die Marke ganz vom Markt verschwindet. Die Zahl der Mitarbeiter mussten sie aber in den vergangenen sechs Monaten noch einmal von zehn auf zuletzt vier verringern.

 

„Dank der Vermittlung von Rudolstadts Bürgermeister Jörg Reichl haben wir Kontakt zur Awo Rudolstadt gefunden“, so Goki-Pressesprecher Helmut Roloff. Nach intensiven Gespräche habe man sich auf einen Verkauf einigen können. Goki werde künftig mit der neuen Ankersteinfabrik kooperieren, versichert Roloff.

 

Bürgermeister Reichl bezeichnet die Übernahme des Unternehmens durch die Awo als Glücksfall. „Die Ankersteine sind ein Alleinstellungsmerkmal für Rudolstadt“, sagte Reichl. Er sei zunächst erschrocken gewesen, dass Gollnest & Kiesel die Abwicklung des Unternehmens in Betracht gezogen habe. Danach habe er alle Hebel in Bewegung gesetzt, um ein endgültiges Aus für die Ankersteine zu verhindern.

 

In einer Übergangsphase wird es Anker-Produkte auch noch von Goki geben. „Wir haben Baukästen und Spiele im Bestand, die wir in den kommenden ein bis zwei Jahren abverkaufen wollen“, so Roloff. Er hofft, dass es dem neuen Eigentümer gelinge, als kleine Manufaktur besser auf die Bedürfnisse am Markt eingehen zu können,. Denn nach wie vor seien die Steine bei den Ankerfans weltweit beliebt. Und selbst vor Ort seien die Menschen wie zuletzt beim Rudolstadt-Festival von den Steinen begeistert, weiß auch Bürgermeister Reichl.

 

 

Quelle: OTZ - Norbert Block / 29.06.17